Gestern hatte ich meinen Blog voreilig im Hafen von Trani abgeschickt, weil wir unseren Schlafplatz auf der Karte schon „ausgemacht“ hatten. Deshalb haben wir die Zeit im Hafen verbummelt und „Flanierende Italienern“ geguckt – da können wir natürlich noch viel lernen. So fuhren wir erst in der Dämmerung zu unserem Schlafplatz weiter. Aber leider war der Platz mit dem Fahrrad nicht zu erreichen, es führte nur ein kleiner Fußweg von der 10 Meter hohen Küste hinab, der zudem von der Dünung unterspült war – dies erschien uns in der zwischenzeitlich herein gebrochenen Nacht etwas zu riskant. Also hieß es, eine neue Bleibe zu finden. Wir fuhren noch lange, die Stadtgrenze von Bisceglie kam uns schon bedrohlich nahe, bis wir eine neue Möglichkeit auf der Karte ausspioniert hatten. Hopp oder topp: Wir wagten die Anfahrt und den Abstieg zum Meer und wurden mit einer traumhaften Bucht belohnt. Am Morgen gab’s dann im Hafen von Bisceglie den Morgencaffé bevor wir nach Molfetta weiter fuhren. Auch hier wurden wir wieder vor möglichen Diebstählen gewarnt. Da sich Dieter ein bisschen erholen musste, hatte ich Zeit, mich in der Altstadt umzusehen. Allenthalben ist der Verfall an den Häusern zu sehen. Vermutlich dank Fördergelder wird gerade die gesamte Altstadt umfassend saniert. Die Bewohner sitzen in Gruppen auf den Stufen der Hauseingänge, es wird palavert, alles wirkt trostlos. Fließend Wasser scheint in den Häusern auch nicht selbstverständlich zu sein, da ich viele Frauen an den öffentlichen „Fontanelli“ (Wasserstellen) gesehen habe, die ihre Kanister füllten. Mit diesen Impressionen ging’s dann Richtung Bari weiter. Durch langgestreckte Vorstädte, deren Häuser vermuten ließen, dass die Besitzer zu einigem Wohlstand gekommen sind, fuhren wir auf abenteuerlichen Strecken weiter dem Zentrum zu. Abenteuerlich heißt entgegen der Einbahnstraße und Flüsse durchquerten wir über angeschwemmte Algen. Für manche hieß das knietief durch den Morast, für die weniger schweren wie mich ging’s nur knöcheltief. Vor der Stadt haben wir an einem öffentlichen Stand, der nur von Einheimischen bevölkert war nochmal Pause gemacht und Nadine verabschiedet. Sie macht in Bari einen Tag Pause und fährt dann Richtung Tarent weiter. Dieter war der Weg dorthin zu anstrengend, sodass wir uns entschlossen an der Küstenstraße Richtung Brindisi weiter zu fahren. Zurück zum öffentlichen Strand: Hier hieß es, das erste Mal richtig aufpassen. Sie sind gut organisiert, treten in Horden auf, schwirren umher wie die Stechmücken und checken die Lage. Da hieß es Präsenz zeigen und via direktem Blickkontakt die Botschaft senden: „Wage es nicht, es bekäme dir schlecht“. In Bari fühlte sich Dieter wieder so fit, dass er sich traute, das erste Bier zu trinken. Kurz hinter Bari haben wir den heutigen Tag mit einem Fischessen in einer gefährlichen Gegend ausklingen lassen.