29 von Odessa nach Berlin

Die Nacht verlief genauso ruhig, wie der Strand leer war. Der gemeldete Regen traf mit Blitz und Donner, wie es bei Schlechtwetter üblich ist, pünktlich ein. So beruhigend das Prasseln der Regentropfen im Zelt klingt, irgendwann heißt es aufstehen.

Und da sieht die Welt dann ganz anders aus. Alles ist klamm, der Sand ist nicht von der Haut zu bekommen und nach und nach durchweicht man völlig. Dass ist aber auch egal, denn spätestens wenn man mit dem Rad in die Stadt fährt, hat man mit anderen Problemen zu kämpfen.

Die Schlaglöcher sind jetzt mit Wasser gefüllt und jedes vorbeifahrende Auto treibt eine Fontäne von sich just in unsere Richtung. Bei größeren Wasserlachen heißt es mit Bedacht fahren, denn diese können auch mal einen halben Meter tief sein.

In eine Straße gar weigerte sich Dieter, aufgrund der Wasserlachen einzufahren. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir um 12:45 Uhr den Flughafen. Dieter ist unterdessen eingefallen, doch nur bis Wien zu fliegen. Also versuchte er den Flug umbuchen, während ich die Fahrräder für den Heimflug vorbereitete.

Eine festsitzende Sattelstütze veränderte den Plan dann wieder, weil ich so den Gepäckträger nicht an Dieters Fahrrad montieren konnte. Bis wir unseren Krimskrams dann endlich flugtauglich verpackt hatten, war es 14:30. Wohlgemerkt unser Flug ging um 15:00 Uhr. Am Checkin stellte man dann fest, dass unsere Räder vom Rahmen demontiert und verpackt werden müssen.

Vor Ort gibt es dafür extra „Verpacker“, die einen horrenden Preis für diesen Service verlangten. Als selbst 20 Euro nicht genug waren, sind wir dann mal laut geworden – und gut war es. Dann nahm die Dame vom Checkin die Sache in die Hand und organisierte sogar für uns einen eigenen Shuttlebus.

Gestartet ist unser Flugzeug letztlich um 15:10 und das Erfreuliche: wir waren an Bord.

In Wien hatten wir knapp zwei Stunden Aufenthalt, den wir auch weidlich nutzten. Der Flug ging um 17:45 Uhr, unser Bording war um 17:46 Uhr. Es erfolgte eine Ermahnung durch das freundliche Personal, mit der Frage warum wir so spät kämen. Meine offizielle Erklärung erörterte die weiten Wege am Flughafen Wien und die unglückliche Ausschilderung.

Den wahren Grund erfährt nur der geneigte Leser: Dieter hatte noch ukrainisches Geld, das er tauschen wollte. Und wie es der Zufall so wollte, sah er um 16:30 auf dem Weg zum Bording noch eine Wechselstube. Diese betrieb ein Chinese, der eine Ewigkeit brauchte, um festzustellen ob er das Geld tauschen könne. Aber schließlich tat er es mit der gleichen vorher gezeigten Bedächtigkeit doch, sehr zum Leidwesen Dieters: bei der Auszahlung erkannte er nämlich, dass der Kurs 30 % unter dem regulären lag.

Zum Rücktausch war aber keine Zeit mehr, weil es schon 17:37 Uhr war. So blieb es beim Schimpfen auf diesen Halsabschneider.

WIEDER IN DEUTSCHLAND – BERLIN

Kann man Berlin lieben, kann man den Wert der öffentliche Ordnung schätzen – ja wir konnten. Innerlich fühlten wir uns plötzlich wieder sicher. Nachdem wir unsere Fahrräder wieder entpackt hatten, fuhren wir in die Stadt und fanden ein nettes Hostel, in dem wir die letzte Nacht unserer Reise verbrachten.

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