29. Tag – von Düsseldorf nach Bismarck

Auch diese Nacht erholten wir uns gut und standen beizeiten auf, um Jasmin zu verabschieden, die früh zur Arbeit musste. So schlängelten wir uns denn am Morgen dem Rheinradweg entlang, besuchten nochmal die Badewannen-Bar, um ganz sicher zu gehen, dass die Sitzgelegenheit wirklich eine Badewanne war und haben für euch einen Fotobeweis angefügt. Nördlich von Düsseldorf war der Radweg hin und wieder vorbildlich ausgebaut, aber konnte auch häufig seinem Anspruch als Fernradweg nicht gerecht werden. Kurz vor Serm wurde es dann ganz heiß, da der Radweg wegen einer Baustelle umgeleitet wurde. Die Ausschilderung war katastrophal und hätten wir unser Navi nicht dabei gehabt, wer weiß, wo wir gelandet wären. Es ist schon krass und kaum zu glauben, wie sich diese Welt von der gestrigen Welt, die übrigens nur 25 Kilometer Luftlinie von uns entfernt liegt, unterscheidet. In den Randbezirken von Duisburg, in Wedau um genau zu sein, nutzte ich eine kurze Pause zu einer kleinen Sozialstudie.

Eine junge Familie, die Mutter vielleicht 20 Jahre, der Vater unwesentlich älter, beide „leger“ (oder wie der Franzose sagt: prêt-à-porter ) gekleidet, das Kind bereits übergewichtig, dem Beispiel seiner Eltern folgend. Sie schob den Kinderwagen, gab von hinten lautstark und im breitesten Ruhrpott-Dialekt ihrem Mann steuernde Impulse dahingehend, was er im Kiosk einzukaufen habe. Dieser sichtlich genervt, „bellte“ zu seiner Frau zurück „Halt die Schnauze“ und gab im gleichen Atemzug seinem etwa zwei Jahre alten Sohn noch mahnende Worte mit, im Kinderwagen sitzen zu bleiben, bevor er den Kiosk betrat. Natürlich wollte der Sohn aus dem Kinderwagen aussteigen, sobald der Vater aus dem Sichtbereich war. Dies wusste die Mutter aber durch harsche Worte zu unterbinden. Kurz darauf kehrte der Vater aus dem Kiosk zurück, verteilte seine „süßen Einkäufe“, die Frau schwieg, das Kind folgte, schlicht es herrschte Frieden und man zog von dannen.

Das Wetter mit Temperaturen von 33°, machte uns in der Stadtwüste des Ruhrpotts doch ein wenig zu schaffen. Zudem sind die Radwege nicht sonderlich gut ausgebaut und der Verkehr ist relativ stark. Eine Stadt auszumachen fällt schwer, alles geht ineinander über: Rahm, Buchholz. Wedau, Neudorf, Duisburg, Speldorf, Mühlheim, Oberhausen, Essen usw. Gelsenkirchen und Herne haben wir am Rhein-Herne-Kanal passiert, an dem wir auch nach langer Suche endlich eine einigermaßen ruhige Stelle, nämlich eine kleine Bühne, zum Schlafen gefunden hatten.