Was lässt sich über das Ruhrgebiet schreiben, eine Region, die offensichtlich im Umbruch ist. Allenthalben durchziehen das Gebiet „industrielle Narben“, die der Mensch der Natur zugefügt hat und um deren „Heilung“ man nun bemüht ist. Sei es dass Bahnstrecken abgebaut werden oder ganze Industriekomplexe dem Erdboden gleich gemacht werden oder Abraumhalden in Freizeitparks verwandelt werden. Es ist ein Prozess, einer Operation vergleichbar, der chirurgische Eingriff ist erfolgt, der Patient befindet sich auf dem Wege der Besserung, gleichwohl die Heilung noch viele Jahrzehnte dauern dürfte. Wir haben den heutigen Tag ein bisschen verbummelt und sind nicht strikt „auf Linie“ gefahren, um das „Lebensgefühl“ im Ruhrgebiet ein wenig in uns aufzunehmen. Wir sprechen auch mit den Leuten, so in Grullbach, einem Vorort von Recklinghausen. Am Tisch zweier Damen, beide im Rentenalter, baden wir darum, Platz nehmen zu dürfen. Zunächst waren sie etwas zurückhaltend, konnten uns nicht richtig einschätzen. Wir spendierten ihnen einen frischen Zwetschgenkuchen, um unsere guten Absichten zu zeigen, sie tauten auf und erzählten, dass ihre größte Sorge war, beraubt zu werden, was hier auch am heiligsten Tage nicht unüblich sei. Überrascht hatte uns schon vorher, ein einheimischer Radfahrer, der uns an einer Ampel ansprach und uns ermahnte, auf unsere Räder gut Acht zu geben. Aber wir wollen nicht nur schlechtes berichten: die Menschen sind kommunikativ und hilfsbereit – Kumpels eben. Häufig werden wir mit unserem schwerem Gepäck bewundernd beobachtet und auch angesprochen. Offensichtlich besuchen diese Region nicht so viele Radreisende. Kurz vor Hamm haben wir beschlossen am Kanal unser Nachtlager zu errichten.