20. Tag: Üyüklütatar – Elhovo

Das Zelt in Reisfeldern aufzustellen ist wegen der vielen Stechfliegen keine gute Idee – das wissen wir bereits seit 2009. Aber was blieb uns anders übrig, die Nacht nahte und eine Alternative war nicht in Sicht. Da bereist einer die ganze Welt, fährt mit dem Fahrrad im Hochland von Lima, scheut nicht den Mont Blanc und dann das: was für ein Gezeter der Meister wegen so ein paar Stechfliegen veranstaltete. Da wird gejammert und lamentiert, wenn das Zelt nur einen Spalt weit offen steht. Ich für meinen Teil erledigte meine Abendtoilette im Freien, während der Meister für die seinige das ganze Zelt gebucht hatte. Am Morgen sind wir zeitig nach Edirne gestartet. Leider waren wir für diese Stadt etwas zu früh aufgestanden, denn erst als wir gegen 11:00 Uhr zur bulgarischen Grenze aufbrachen, erwachte die Stadt aus ihrem Schlaf. Die dreißig Kilometer bis zur Grenze gestalteten sich als Tortur: die schlecht asphaltierte Straße (damit ihr euch eine Vorstellung machen könnt, schaut einfach das Foto an), der stramme Gegenwind, die erbarmungslos Sonne in der kahlen Gegend und das wellige Profil um 300 m NN zehrten an unseren Kräften. Fast hätte ich den Glauben an meinen Körper ausgegeben: die Muskeln schmerzten, ihnen war einfach keine Kraft zu entlocken, das Herz fiel nie unter 145 Schläge – aber um 15:48 hatten wir nach fünfmalige Passkontrolle wieder Boden der Europäischen Wertegemeinschaft unter uns. Wie schön doch Grenzkontrollen mit dem Fahrrad sind: vorbei an einer fünf Kilometer langen Lkw-Schlange, vorbei an genervten Autofahrern, hin zu freundlichem Grenzbeamten. Nach einer ausgiebigen Pause ging’s dann von den Grenzhöhen hinab in’s Tal. Was für ein Genuss auf bestens präparierten Straßen zu fahren. Für eine Strecke von 30 km, für die wir mittags drei Stunden brauchten, benötigen wir jetzt nur noch eine Stunde. Kurz vor Elhovo fanden wir eine gute Fernfahrer-Kneipe, aßen hier ordentlich zu Abend und verkrochen uns dann in einen verfallenen Hof.






















Schreibe einen Kommentar