28. Tag – von Porruy nach Leganes

Ein romantischer Sonnenaufgang hat uns heute geweckt. Unser Platz war so schön, dass wir uns entschlossen haben, hier zu frühstücken. Birnen, Apfel, Ringlos und Aprikosen gab es aus dem „Garten“, Brot Käse und Wurst hatten wir noch dabei. So sind wir erst um 09:30 losgefahren.

Es bewölkte sich immer mehr und als wir in der Ortschaft Embid eine Pause machten, goss es in Strömen. In diesem Bergdorf ist die Welt noch in Ordnung: Ein Arbeiter hatte vier kleinere Flächen des Betonbelags vor der Bar ausgebessert und diese wurden nun offensichtlich von der Männerrunde bewacht. Als wir nämlich mit unseren Räder diesen Stellen zu nahe kamen, wurden wir sofort lautstark gemaßregelt.

Auch die zeitliche Einteilung der Arbeit erscheint mir erwähnenswert. Für die Ausbesserungsarbeiten (immerhin waren es fast 10 m²) hatte der Arbeiter offensichtlich einen halben Tag angesetzt. Die Betonarbeiten waren um 10:30 beendet, bis 12:30 hieß es dann vor der Bar bei einem Bier den Beton beim Abbinden zu unterstützen.

Die Temperaturen sind im Moment alles andere als sommerlich: 19° – da braucht es schon eine Jacke!

Gestern hatten wir – nach unseren Abstecher in die Berge – zufällig zwei deutsche Radfahrer getroffen, die von Madrid kommend bis Zaragoza fahren. Diese hatten uns empfohlen für den Abschnitt von Alhama bis nach Santa Maria de Huerta die Bahn zu nehmen, weil die Straßen bzw. Feldwege am Jalon in sehr schlechtem Zustand seien.

Da in Calatayud der landschaftlich schöne Abschnitt des Jalon zu Ende war, haben wir uns entschlossen von hier den Zug bis nach Madrid zu nehmen. Um 21:00 Uhr sind wir in den Nordbahnhof eingefahren und haben uns in die Stadt aufgemacht.

Auf der Paesa de la Castillana wollten wir uns einem Kaffee gönnen, worauf uns der junge sportliche Ober darauf hinwies, dass es hier recht teuer sei und er uns einen Platz in der Innenstadt empfehle, wo dass Bier nur einen Euro koste. Hat unsere Kreditwürdigkeit nach vier Wochen doch etwas gelitten? Nein – er hat es wirklich gut mit uns gemeint.

Mit Hilfe der mitgegebenen kleinen Skizze, sind wir vorbei an Prunkbauten im Zentrum Sol angekommen. Für Freitag Abend war das Treiben auf den Straßen überschaubar. Irgendwie konnte uns die Stadt trotz der wirklich imposanten Bauten nicht fesseln und so beschlossen wir um 23:30 Madrid wieder zu verlassen. Vorbei an sozialen Brennpunkten, die wirklich Sprengstoff in sich tragen, haben wir uns in einem Wohnviertel „verfranzt“. Hielt doch ein Auto und die Fahrerin, eine junge Dame, fragte in spanisch wohin wir wollten. Als sie bemerkte, dass wir Deutsche sind, erklärte sie uns in ebenso perfektem Deutsch den Weg aus der Stadt hinaus.

So brachte uns ein hilfsbereiter Mensch in das Zentrum der Stadt und ein anderer führte uns wieder hinaus. Um 02:30 hatten wir einen Bezirk erreicht, der uns sicher genug für unser Nachtquartier erschien.

Den „Alt-68ern“ sei gesagt, dass die Revolution in der Stadt momentan etwas stockt.